Worum geht es bei der Wiederherstellung der Einheit aller Christen? [...] Diese Einheit besteht zum einen nach unserer Überzeugung unverlierbar in der katholischen Kirche [...] Andererseits aber bedeutet diese Einheit dann doch auch nicht das, was man sozusagen »Rückkehr-Ökumenismus« nennen könnte: die eigene Glaubensgeschichte leugnen und ablegen zu müssen. Keineswegs! Sie bedeutet nicht Uniformität in allen Ausdrucksformen der Theologie und der Spiritualität, in den liturgischen Formen und in der Disziplin. Einheit in der Vielfalt und Vielfalt in der Einheit [...]
Dazu kann der Dialog beitragen. Er ist mehr als ein Gedankenaustausch, ein akademisches Unterfangen: Er ist ein Austausch von Gaben, in dem die Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften die ihnen eigenen Reichtümer einbringen können. Dank diesem Einsatz kann der Weg Schritt für Schritt fortgesetzt werden bis zu dem Augenblick, wenn schließlich, wie der Epheserbrief sagt, »wir alle zur Einheit im Glauben und in der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen, damit wir zum vollkommenen Menschen werden und Christus in seiner vollendeten Gestalt darstellen« (Eph 4,13) [...] Allein mit unseren eigenen Kräften können wir die Einheit nicht »machen«. Wir können sie nur empfangen als Geschenk des Heiligen Geistes. Darum bildet der geistliche Ökumenismus, das heißt das Gebet, die Umkehr und die Heiligung des Lebens das Herz der ökumenischen Begegnung und Bewegung. Man könnte auch sagen: Die beste Form des Ökumenismus besteht darin, nach dem Evangelium zu leben.
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