Er, der gut ist, und das nicht etwa, weil er es als Gabe empfangen hätte, sondern weil er es von Natur aus ist, sagt: „Ich bin der gute Hirt.“ Und er spricht weiter, damit wir dem Vorbild nacheifern, das er uns in seiner Güte vorstellt: „Der gute Hirt gibt sein Leben für seine Schafe.“ (Joh 10,11). Er hat verwirklicht, was er gelehrt hat; er hat gezeigt, was er angeordnet hat. Als Guter Hirt hat er sein Leben für seine Schafe gegeben, um seinen Leib und sein Blut in unser Sakrament zu verwandeln und um mit der Speise seines Fleisches die Schafe zu sättigen, die er losgekauft hat. Die Straße, der es zu folgen gilt, ist gewiesen: es ist die Verachtung, die er dem Tod gegenüber gezeigt hat. Hier also ist uns das Beispiel vor Augen gestellt, an dem wir uns ausrichten müssen. Zuerst müssen wir uns äußerlich in Zärtlichkeit aufreiben für seine Schafe; doch dann, wenn nötig, ihnen selbst unseren Tod anbieten.
Er fügt hinzu: „Ich kenne – das heißt: Ich liebe – meine Schafe und meine Schafe kennen mich“. Das heißt klar ausgedrückt: „Wer mich liebt, der folge mir!“, denn wer die Wahrheit nicht liebt, der kennt sie noch nicht. Habt also acht, geliebte Brüder, ob ihr wirklich Schafe des guten Hirten seid, habt acht, ob ihr ihn kennt, habt acht, ob ihr das Licht der Wahrheit wahrnehmt. Ich spreche nicht von der Wahrnehmung des Glaubens, sondern von der der Liebe. Ihr nehmt wahr nicht durch euren Glauben, sondern durch euer Verhalten. Denn der gleiche Evangelist Johannes, von dem dieses Wort kommt, bezeugt auch: „Wer sagt, er kenne Gott, und seine Gebote nicht befolgt, ist ein Lügner.“ (vgl. 1 Joh 2,4). Deshalb fügt der Herr in unserem Text sofort hinzu: „wie der Vater mich kennt und ich den Vater kenne; und ich gebe mein Leben hin für die Schafe“, was in klarer Sprache so ausgedrückt wird: Weil ich meinen Vater kenne und ich von meinem Vater erkannt bin, gebe ich mein Leben für meine Schafe hin. Mit anderen Worten: Diese Liebe, mit der ich in den Tod gehe für meine Schafe, zeigt, wie sehr ich den Vater liebe.
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